Säue vor die Perlen



Säue vor die Perlen geworfen?
Theater im Theater! - Sechs blutige Laien und ein Möchtegernregisseur wagen sich an ein klassisches Liebesdrama. Das Ergebnis: Grobheiten, Peinlichkeiten und viele Patzer, sogenannte 'Säue'. Losgelassen auf ihr Publikum, übrigens kein geringeres als das Baselbieter Königshaus, bewirken diese zwar einige Empörung, jedoch noch mehr Erheiterung.

Oder doch Perlen vor die Säue geworfen?
Die sechs Handwerker und ihr Anführer, ein ehemaliger Gaukler, stürzen sich voll ungebremster Spiellust ins Rampenlicht. Für ihre zahlreichen aber liebenswerten Ausrutscher von Texthängern, Aus-der-Rolle-Fallen bis zu Keilereien auf offener Bühne ernten sie von königlicher Seite jedoch abschätzige Zwischenrufe und spöttisches Gelächter.

Ein rasantes Mittelalterspektakel - sinnlich, witzig, frech.

Projektbeschreibung

Zum Stück

Unter der Leitung des selbsternannten Schreiberlings und 'Regisseurs' Ignoratius Esau Schwab studieren sechs Handwerker Ovids Liebesdrama von Piramus und Thisbe ein, um es am königlichen Hof vorzutragen. Ihr Verständnis von Theater ist beschränkt, der Umgang untereinander derb und die Rezitation dilettantisch. Umso glühender der Eifer, mit dem der bedeutungsgeladene Epos umgesetzt wird. Auch der Mond, ein Löwe, ein Brunnen und die Trennwand zwischen den unglücklich Liebenden sind von Schwab als grosse und textreiche Rollen angelegt.

Dieser darf sich schliesslich am Königshof um den Auftritt bewerben. Dabei prahlt er mit umfassender Bildung und gibt an mit seiner Truppe über ein grosses Repertoire an Stücken zu verfügen. Die königliche Gesellschaft durchschaut die unbeholfenen Tricks, wittert 'kurzweilige Unterhaltung' und beschliesst, sich an der Tragödie von Piramus und Thisbe zu belustigen.

Bei dem nun folgenden stümperhaften Auftritt der Handwerker bleibt das erwartete Amüsement nicht aus, passieren doch allerhand Missgeschicke - oder 'Säue', wie sie von Schwab genannt werden: die Akteure reagieren auf die Zwischenrufe der Zuschauer, indem sie ihre Darstellung rechtfertigen und 'dramaturgische' Erklärungen abgeben, sie vertauschen oder vergessen gar die Reime und prügeln sich schliesslich auf offener Bühne.

Die unfreiwillige Komik sorgt durchaus für Belustigung, entlarvt aber auch das blasierte Kunstverständnis am Königshof.

Bei diesem Theaterstoff handelt es sich um die gleiche Geschichte wie das Handwerkertheater aus Shakespeares Sommernachtstraum, nur dass Gryphius mit seinem 'Rüpelspiel' ein für sich stehendes abendfüllendes Theaterstück in der Gattung der Posse, d.h. derb-komisch und voller Übertreibungen, komponiert hat.

Von besonderer Bedeutung ist dabei das 'Theater im Theater', das mit naiver Spielfreude und dem zutiefst volkstümlichen Kunstverständnis seiner Darsteller daher kommt.

Da der barocke Humor in Gryphius' Lustspiel für moderne Zuschauer schwer nachvollziehbar ist, wurde das Stück sprachlich und inhaltlich durch die Regisseurin Barbara Bircher von Grund auf neu bearbeitet. Ziel war eine witzige, verständliche und heutige Dialektfassung, deren Komik auf dem aktuellen Baselbieter Hintergrund funktionieren kann.

Mitwirkende

Von links, obere Reihe: Bettina Feddern, Albi Kern, Simon Grossenbacher
Mittlere Reihe: Michael Mittag, Toni Hunziker, Jupp Saile, Peter Hägler, Alain Bernet
Untere Reihe: Jürg Breisinger, Marc Tschudin

Auf der Bühne

Ignoratius Esau Schwab
(= Peter Squenz) Jupp Saile, Basel BS
Handwerker Alain Bernet, Basel BS
Jürg Breisinger, Zunzgen BL
Toni Hunziker, Thürnen BL
Marc Tschudin, Riehen BS
Michael Mittag, St. Louis F
Peter Hägler, Bretzwil BL
König Albi Kern, Basel BS
Prinz Simon Grossenbacher, Breitenbach SO
Prinzessin Bettina Feddern, Basel BS

Vor und hinter der Bühne

Textbearbeitung Barbara Bircher, Bretzwil BL
Musikalische Komposition Barbara Bircher
Regie Barbara Bircher
Co-Regie Theodor Neumaier, Bretzwil BL
Regieassistenz Denise Thommen, Thürnen BL
Bühnenbild Theodor Neumaier
Kostüme Silvia Lang, Münchenstein BL
Murielle Véya, Theater Basel
Barbara Bircher
Öffentlichkeitsarbeit Marielle Furter, Hägglingen AG
Titel Scherenschnitt Ernst Oppliger, Meikirch BE (Link zur Hompage)